HANT – AUSGABE 06

5. Dezember 2015

KREATIV-DIREKTION / LAYOUT

DATEN:

HΛNT – Magazin für Fotografie (Ausgabe 06)
Redaktion: Dominik Bönisch, Anita Grey, Alexander Grüner, Friederike Günther, Paul-Ruben Mundthal, Christiane Preuß, Björn Schorr, Philipp Schreiner, Kristin Schulze, Maria Wolff
Ausgabe & Erscheinungsweise: 06 (02/2015), halbjährlich
Einzelpreis: 7,50 Euro
Auflage: 500 Stück
ISSN: 2196-6079
Website: www.hant-magazin.de
Facebook: facebook.com/hant.magazin

AUTOREN:

Marlene Apmann, Hendrik ›ECB‹ Beikirch, Paweł Błęcki, Anja Bohnhof, Isabella Feimer, Camena Fitz, Beril Gür, Marit Haferkamp, Jens Hauspurg, Samuel Henne, Thibaut Henz, Eric Kroeber, Juliane Herrmann, Pepa Hristova, Michael Koch, Constanze Kratzsch, Sascha Krautz, Stefanie Loos, Julius Matuschik, Martin Melcher, Nils Müller, Paul-Ruben Mundthal, Daniel Müller Jansen, Tomek Mzyk, Gabriel Orlowski, Christian Retschlag, Jakob Schnetz, Björn Schorr, Patrick Stegemann, Antonia Stoyke, Christina Vetesnik, Francisco Vogel, Robert Wenzl, Christian Werner, Stephan Zwerenz

Das Tableau des Lebens entfaltetsich wie eine wohlgeordnete topographische Karte. Aus den Höhen und Tiefen der eigenen Vita, genauer aus den Bergen an Erinnerungen, formen wir unsere Identität.

Dabei hilft uns das Gedächtnis, welches dem inneren Auge Szenen abspielt, die wir als Fotos aus unseren Familienalben kennen. Die Bilder manipulieren unsere Geschichte, gaukeln Kausalität vor, die es ohne sienicht gäbe. Sie versprechen uns, dass es nur den einen Lebensweg gibt. Dabei werde im Zeitalter der digitalen Netzwerke Fotos längst durch Algorithmen geordnet — unsere Metadaten zeigen verzweigte Ereignisse, diewir zu immer neuen, multiplen Geschichten zusammensetzen können. Berge von Erinnerungen werden mit Hilfe von Verschlagwortung abtransportiert. Wohin es geht, wissen wir nicht. Leere.

Wir können nichts über uns erzählen, ohne auch an das Andere, unser Spiegelbild, zu denken.

Als wäre unser Herz eine Camera Obscura, brennt sich unser Umfeld ins Innere und wird wieder zurück in die Gesellschaft geworfen. Jene hat jedoch schon längst andere Pläne und entwirft unsere Biografie wie amFließband.

Drauf aufgesprungen, nehmen wir Fahrt auf und fangen dabei aber an, eigene Spuren in die Quellcodes zu zeichnen. Einige dürfen lernen, andere müssen arbeiten. Viele werden sich verlieben, andere entscheiden sichgegen die Liebe. Wir haben Sex. Ein paar feiern Hochzeit. Manche müssen, andere dürfen. Wir suchen treue Weggefährten, wir finden Freunde.

Manche von uns springen vom Fließband des Lebens ab und werden zu stillen Beobachtern. Sie rütteln an den Knöpfen der Schalteranlage. Eigenbrödler und Abtrünnige, die in ihren Nischen zurückgezogen die Lemminge beobachten. Wozu will ich gehören?

Wir sind Grenzgänger und leben in Familien. Haben mehr als eine Heimat und doch kein Zuhause. Trotzdem besitzen wir zwei Pässe. Besitzen ein gesellschaftliches Geschlecht, das wir nicht fühlen. Fühlen nichts, wenn wir neben dem Menschen im Bett liegen, der uns einst versprochen war. Versprochen hingegen haben unsere Eltern vieles: Ein ganzes Leben. Zusammenhalt. Bedingungslose Liebe.

Das Leben ist wie eine Gebetskette von Entscheidungen. Am laufenden Band treffen wir mantraartig Entschlüsse.

Die einen trifft der Bauch, die anderen der Kopf mit kühner Strategie. Die wichtigsten Entscheidungen werden uns jedoch abgenommen: Die über Leben und Tod.
Am Ende blicken wir zurück auf unseren Erinnerungsberg. Was bleibt sind die Zeugen geliebter Menschen und Spuren unserer Erinnerung in Form von Objekten, Daten im Internet oder Fotos, die wir um uns scharen. Sie werden unsere Geschichte erzählen.

 

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